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Nutzen Sie unser E-Learning-Angebot, wenn Sie noch mehr zum Thema Blitz- und Überspannungsschutz wissen wollen.
9.16
Überspannungsschutz für anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlagen
Die nachstehenden Betrachtungen beschränken sich auf den alleinigen Gebäudeverteiler (GV) oder auf einen Etagenverteiler (EV) mit dem von dort abgehenden, Standort spezifischen Teilsystem der Normenreihe DIN EN 50173. Dieses Teilsystem wird in der Regel als Kupferkabel (teilweise bereits LWL) bis zu den Arbeitsplätzen geführt und dort an einer geschirmten und systemgeeigneten RJ-45 Dose abgeschlossen. Über dieses Teilsystem lassen sich wahlweise Telefon-, Ethernet- und Videodienste übertragen.
Die hierfür verwendeten Kupferkabel verfügen über acht paarig verseilte Adern, welche zusätzlich sowohl paarig wie auch gesamt geschirmt sind. Diese Kabel werden nach ihrem Schirmaufbau bezeichnet und tragen für die vorstehende Beschreibung die Bezeichnung SF/FTP. Die Systemeignung einer Überspannungs-Schutzeinrichtung muss umso mehr beachtet werden, je höher die Übertragungsgeschwindigkeiten werden. Bei einer max. Länge von 90 m (BASIC Link) zwischen dem Patchfeld im Datenverteiler und dem Arbeitsplatz, bzw. 100 m (CHANNEL LINK) incl. beidseitiger Anschlüssen (z. B. Switch und PC), dürfen die vorgegebenen Leitungsparameter der Übertragungsstrecke nicht überschritten werden.
Überspannungsschutz
Durch Inkraftsetzung der DIN VDE 0100-534 ist der Einsatz von Überspannungs-Schutzeinrichtungen in der Niederspannungseinspeisung verpflichtend geworden. Weiter beschreibt diese Norm den wirksamen Schutzbereich mit 10 m, was im Hinblick auf die, in der Anlage selbst generierten Überspannungen auch für nachfolgende Verteiler zu bewerten ist. Des Weiteren verweist diese Norm darauf, dass ein zusätzlicher Schutz erforderlich werden kann, sofern Überspannungen in Verbindung mit anderen Netzen (z. B. Telekommunikationsleitungen oder Internetverbindungen) auftreten.
Handelt es sich um ein Rechenzentrum, besteht in der DIN EN 50600-2-2 (VDE 0801-600-2-2) unter Absatz 6.2.5.3.2 die Empfehlung des beidseitigen Einsatzes von Überspannungs-Schutzeinrichtungen für USV-Eingänge, -Ausgänge und -Umgehung. Ist es ein Rechenzentrum mit äußerem Blitzschutz, lautet die Aussage in der DIN EN 50600-2-2 (VDE 0801-600-2-2) unter Absatz 6.5.1 „Das Stromverteilungssystem und die angeschlossenen Einrichtungen müssen durch Überspannungsschutzgeräte nach DIN EN 62305-4 geschützt werden“. Da hier die angeschlossenen Einrichtungen explizit aufgeführt werden, betrifft dieser Überspannungsschutz auch informationstechnische Anschlüsse.
Noch weit verbreitet ist die Struktur mit einer Telefonanlage und Systemtelefonen (UP0 / S0). Hier werden die Systemtelefonanschlüsse der Telefonanlage über ein Patch-Feld mit den Abgangs-Patch-Feldern der Arbeitsplätze verbunden. In gleicher Weise geschieht dies mit den Ethernet-Anschlüssen. Sie werden ausgehend von einem Switch über ein Patch-Feld mit den Abgangs-Patch-Feldern der Arbeitsplätze verbunden. Überspannungsschutztechnisch hat man es hier mit zwei verschiedenen Systemen zu tun, was auch im Hinblick auf Überspannungs-Schutzeinrichtungen beachtet werden muss. Daher sind für den Schutz der Telefonanlage und des Switches / PCs auch zwei verschiedene Überspannungs-Schutzeinrichtungen einzusetzen (Bild 9.16.1).
Bild 9.16.1
Anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlage mit System-Telefonie und Ethernet-Anschlüssen
Durch den Übergang von der System-Telefonie auf die IP-Telefonie hat man nur noch Ethernet-Anwendungen. Ausgehend von einem Switch, werden die Telefon- und Ethernet-Anschlüsse über ein Patch-Feld mit den Abgangs-Patch-Feldern der Arbeitsplätze verbunden. Überspannungsschutztechnisch hat man es mit einem System zu tun (Bild 9.16.2).
Bild 9.16.2
Anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlage für IP-Telefonie und Ethernet-Anschlüssen
Nutzt man anstelle einer IP-Telefonanlage eine Cloud-Lösung, entfällt deren Platzbedarf und die Verlustleistung / Wärmeentwicklung wird geringer. Der Switch wird für IP-Telefonie und Ethernet-Anschlüsse parametriert. Ausgehend von diesem Switch werden die Telefon- und Ethernet-Anschlüsse über ein Patch-Feld mit den Abgangs-Patch-Feldern der Arbeitsplätze verbunden. Überspannungsschutztechnisch hat man es mit einem System zu tun (Bild 9.16.3).
Bild 9.16.3
Anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlage für IP-Telefonie über eine Cloud-Lösung und Ethernet-Anschlüssen
Potentialausgleich und Erdung
Die Datenverteiler sind nach DIN VDE 0100-444 mit einem Schutzleiter zu erden. Der Querschnitt des Schutzleiters ist nach DIN VDE 0100-540, Abschnitt 543 zu dimensionieren. Die nachstehend aufgeführten Mindestquerschnitte sind je nach Anzahl der Einschubhöheneinheiten U (44,54 mm) des Verteilers erforderlich:
≤ 21 U mind. 6 mm2 Cu
> 21 U mind. 16 mm2 Cu
bei Datenverteilerkombinationen mind. 25 mm2 Cu
Bei Gebäuden mit Einrichtungen der Informationstechnik ist nach DIN EN 50310 (VDE 0800-2-310) eine Potentialausgleichsanlage vorzusehen, welche als vermaschte Struktur auszubilden ist. Bezogen auf Räume mit einem Datenverteiler heißt das, dass in der Regel folgende Systeme anzuschließen sind:
jede zweite metallische Doppelbodenstütze mit einem Querschnitt ≥ 10 mm2
fremde leitfähige Teile
metallische Brüstungskanäle
Schirme von Leitungen und Kabel
der metallische Datenverteiler
evtl. vorhandene Systembezugspotentialebenen (eine mit der Bewehrung verbundene Metallplatte)
PE-Leiter der speisenden Elektroverteilung des Datennetzraumes
Erdungsanschlüsse von Überspannungs-Schutzeinrichtungen