Die zur Zeit gültigen Blitzschutznormen der Reihe DIN EN 62305 (Tabelle 1.1.1) geben den Stand der Technik im Bereich Blitzschutz auf einer einheitlichen und aktuellen europäischen Basis wieder. Den eigentlichen Schutznormen (DIN EN 62305-3 und -4) sind zwei allgemein gültige Normenteile (DIN EN 62305-1 und -2) vorangestellt.

Klassifizierung

Ti­tel

DIN EN 62305-1 (VDE 0185-305 Teil 1): 2011-10

Blitzschutz Teil 1: Allgemeine Grundsät­ze

DIN EN 62305-2 (VDE 0185-305 Teil 2): 2013-02

Blitzschutz Teil 2: Risiko-Management

DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305 Teil 3): 2011-10

Blitzschutz Teil 3: Schutz von

baulichen Anlagen und Personen

DIN EN 62305-4 (VDE 0185-305 Teil 4): 2011-10

Blitzschutz Teil 4: Elektrische und elektronische

Systeme in baulichen Anlagen

Tabelle 1.1.1 Blitzschutznormen gültig seit 01.10.2011

In Ergänzung zu den Normen werden in den Nationalen Beiblättern (Tabelle 1.1.2) zusätzliche Informationen gegeben. Die Beiblätter sollen die Anwendung und das Verständnis der Normen verbessern und auch neue Erkenntnisse oder besondere Anwendungen berücksichtigen.
Im zuständigen Technischen Komitee IEC TC81 „Blitzschutz“ wird im Rahmen der regulären Überarbeitung die Edition 3 der Blitzschutznormen vorbereitet. Die Veröffentlichung der Edition 3 der IEC 62305 ist für Dezember 2022 vorgesehen.

Norm

Beiblatt

Titel

DIN EN 62305-2

1

Blitzgefährdung in Deutsch­land

2

Berechnungshilfe zur Ab­schätzung des Schadensrisikos für bauliche Anlagen

3

Zusätzliche Informationen zur Anwendung der EN 62305-2

DIN EN 62305-3

1

Zusätzliche Informationen zur Anwendung der EN 62305-3

2

Zusätzliche Informationen für besondere bauliche Anlagen

3

Zusätzliche Informationen für die Prüfung und Wartung von Blitzschutz­systemen

4

Verwendung von Metalldächern in Blitzschutzsystemen

5

Blitz und Überspannungsschutz für PV-Stromversorgungssysteme

DIN EN 62305-4

1

Verteilung des Blitzstromes

Tabelle 1.1.2 Beiblätter zur DIN EN 62305

DIN EN 62305-1 (VDE 0185-305-1): Allgemeine Grundsätze

Dieser Teil enthält Informationen über die Gefährdung durch den Blitz, über Blitzkenndaten und über die daraus abgeleiteten Parameter zur Simulation von Blitzwirkungen. Weiterhin wird ein Gesamtüberblick über die Normenreihe DIN EN 62305 gegeben. Vorgehensweise und Schutzprinzipien, die den nachfolgenden Teilen zugrunde liegen, werden erläutert.

DIN EN 62305-2 (VDE 0185-305-2): Risiko-Management

Das Risikomanagement nach DIN EN 62305-2 verwendet eine Risikoanalyse, um zuerst die Notwendigkeit des Blitzschutzes zu ermitteln. Danach wird die technisch und wirtschaftlich optimale Schutzmaßnahme festgelegt. Abschließend wird das verbleibende Restrisiko bestimmt. Ausgehend vom ungeschützten Zustand des Objektes wird das verbleibende Risiko so lange vermindert, bis es das akzeptierbare Risiko unterschreitet. Das Verfahren kann sowohl zur einfachen Bestimmung der Schutzklasse eines Blitzschutzsystems nach DIN EN 62305-3 als auch zur Festlegung eines komplexen Schutzsystems gegen den elektromagnetischen Blitzimpuls (LEMP) nach DIN EN 62305-4 verwendet werden.

DIN EN 62305-2 Beiblatt 1 (VDE 0185-305-2 Beiblatt 1): Blitzgefährdung in Deutschland

In diesem Beiblatt 1 zur DIN EN 62305-2 wird die Erdblitz­dichte Ng für Deutschland anhand einer Karte dargestellt. Der Wert Ng wird zur Risikoanalyse nach DIN EN 62305-2 benötigt.

DIN EN 62305-2 Beiblatt 2 (VDE 0185-305-2 Beiblatt 2): Berechnungshilfe zur Abschätzung des Schadensrisikos für bauliche Anlagen

Dieses Beiblatt beinhaltet eine Berechnungshilfe für die Abschätzung des Schadensrisikos nach DIN EN 62305-2 sowohl für den Schutz von baulichen Anlagen und Personen entsprechend dem Teil 3 dieser Norm als auch für elektrische und elektronische Systeme in baulichen Anlagen nach DIN EN 62305-4.

DIN EN 62305-2 Beiblatt 3 (VDE 0185-305-2 Beiblatt 3): Zusätzliche Informationen zur Anwendung der EN 62305-2

Dieses Beiblatt enthält Informationen und Bilddarstellungen zur Norm, die Anwendung und Verständnis verbessern sollen und auch neue Erkenntnisse berücksichtigen.

DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3): Schutz von baulichen Anlagen und Personen

Dieser Teil behandelt den Schutz von baulichen Anlagen und Personen vor materiellen Schäden und vor Lebensgefahren, die durch die Wirkung des Blitzstromes oder durch gefährliche Funkenbildung, insbesondere bei direkten Blitzeinschlägen, entstehen. Als Schutzmaßnahme dient ein Blitzschutzsystem, bestehend aus dem äußeren Blitzschutz (Fangeinrichtung, Ableitungseinrichtung und Erdungsanlage) und dem inneren Blitzschutz (Blitzschutz-Potentialausgleich und Trennungsabstand). Das Blitzschutzsystem wird über seine Schutzklasse definiert, wobei die Wirksamkeit von Schutzklasse I zu Schutzklasse IV abnimmt. Die benötigte Schutzklasse wird mit Hilfe der Risikoanalyse nach DIN EN 62305-2 ermittelt, soweit sie nicht durch Vorschriften (z. B. Bauordnungen) festgelegt ist.

DIN EN 62305-3 Beiblatt 1 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 1): Zusätzliche Informationen zur Anwendung der DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3)

Ein großer Teil des Beiblattes 1 gibt Erläuterungen zum An­hang E „Leitfaden für Entwurf, Ausführung, Wartung und Prüfung von Blitzschutzsystemen“ der Norm. Dabei wird verstärkt auf die Dimensionierung der Fangeinrichtung, die Nutzung metallener Komponenten, die Anordnung von Fangleitungen und Fangstangen, die Nutzung der Schutzbereiche usw. eingegangen. Weiterhin werden Informationen zum Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen gegeben. Zur Abgrenzung des Zuständigkeitsbereiches der Norm werden die Bereiche, für die es spezielle Vorschriften gibt, aufgezählt (z. B. Bahnanlagen, elektrische Übertragungs-, Verteilungs- und Erzeugungsanlagen außerhalb einer baulichen Anlage, Rohrfernleitungen, Kraftfahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge und Offshore-Anlagen).

Darüber hinaus befinden sich im Beiblatt 1 zur DIN EN 62305-3 textliche Erweiterungen zu diversen Begriffsdefinitionen (z. B. Ableitungseinrichtung, Erder, Blitzschutz-Potentialausgleich). Auch Hinweise auf die richtige Handhabung von Leitungen aus Aluminium auf, im oder unter Putz, Mörtel und Beton werden gegeben. Wichtig ist der Hinweis, dass die Verwendung von Aluminium im Erdreich grundsätzlich verboten ist. An mehreren Beispielbildern wird der Einsatz von Verbindungsleitungen bei Einzelerdern erläutert.

Die Behandlung von Schutzmaßnahmen gegen Berührungs- und Schrittspannungen sowie die Verwendung von Regenrinnen, Fallrohren und Stahlstützen, natürlichen Erdern, Bauteilen aus handwerklicher oder industrieller Produktion und Korrosionsschutzmaßnahmen werden ebenfalls ergänzt oder auch durch erläuternde Bilder gezeigt.

DIN EN 62305-3 Beiblatt 2 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 2): Zusätzliche Informationen für besondere bauliche Anlagen

Das Beiblatt beinhaltet Informationen für besondere bauliche Anlagen (wie z. B. Krankenhäuser, Sportanlagen, Schwimmbäder, Siloobjekte mit explosionsgefährdeten Bereichen, Hochregallager, Kläranlagen, Biogasanlagen) und berücksichtigt damit die technologische Entwicklung der letzten Jahre.

DIN EN 62305-3 Beiblatt 3 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 3): Zusätzliche Informationen für die Prüfung und Wartung von Blitzschutzsystemen

Dem Anwender wird mit diesem Beiblatt ein in sich geschlossenes Papier über die Prüfung von Blitzschutzsystemen inklusive eines Ablaufplans an die Hand gegeben. Begriffe und deren Bedeutung (z. B. Blitzschutz-Fachkraft) wurden festgelegt. Erläuternde Bilder zu den verschiedenen Messverfahren bei der Prüfung von Blitzschutzsystemen (Durchgangswiderstand, Erdausbreitungswiderstand) und Vorgaben für die Dokumentation sind enthalten.

DIN EN 62305-3 Beiblatt 4 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 4): Verwendung von Metalldächern in Blitzschutzsystemen

Metalldächer können als natürlicher Bestandteil eines Blitzschutzsystems verwendet werden. Ziel dieses Beiblattes ist es, zusätzliche Informationen für eine Nutzung nach DIN EN 62305 zur Verfügung zu stellen.

DIN EN 62305-3 Beiblatt 5 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 5): Blitz und Überspannungsschutz für PV-Stromversorgungssysteme

Dieses Beiblatt beschreibt den Schutz von PV-Stromversorgungssystemen bei Blitzeinwirkungen und Überspannungen atmosphärischen Ursprungs. Anforderungen und Maßnahmen, um die Sicherheit, Funktion und Verfügbarkeit der PV-Stromversorgungssysteme zu erhalten, werden vorgestellt.

DIN EN 62305-4 (VDE 0185-305-4): Elektrische und elektronische Systeme in baulichen Anlagen

Dieser Teil behandelt den Schutz von baulichen Anlagen mit elektrischen und elektronischen Systemen gegen die Wirkungen des elektromagnetischen Blitzimpulses. Aufbauend auf den Schutzmaßnahmen entsprechend der DIN EN 62305-3 werden durch diese Norm auch die Wirkungen von elektrischen und magnetischen Feldern sowie von induzierten Spannungen und Strömen berücksichtigt, die durch direkte und indirekte Blitzeinschläge hervorgerufen werden.
Bedeutung und Notwendigkeit dieser Norm ergeben sich aus der zunehmenden Verwendung vielfältiger elektrischer und elektronischer Systeme, die unter dem Begriff „Informationssysteme“ zusammengefasst werden. Zum Schutz der Informationssysteme wird die bauliche Anlage in Blitzschutzzonen (LPZ) unterteilt. Somit können örtliche Unterschiede nach Anzahl, Art und Empfindlichkeit der elektrischen und elektronischen Geräte bei der Auswahl der Schutzmaßnahmen beachtet werden. Für jede Blitzschutzzone werden mit Hilfe der Risikoanalyse nach DIN EN 62305-2 diejenigen Schutzmaßnahmen ausgewählt, die einen optimalen Schutz bei minimalen Kosten bieten.

DIN EN 62305-4 Beiblatt 1 (VDE 0185-305-4 Beiblatt 2): Verteilung des Blitzstroms

Voraussetzung für einen effektiven Überspannungsschutz ist unter anderem die korrekte Auswahl der SPDs hinsichtlich des Ableitvermögens entsprechend der am jeweiligen Installationsort zu erwartenden Stoßstrombelastbarkeit. Das Beiblatt 1: „Verteilung des Blitzstromes“ zur DIN EN 62305-4 enthält zusätzliche und detaillierte Informationen zur Blitzstromverteilung in Niederspannungsanlagen. Wesentlicher Inhalt des neuen Beiblatts ist die Beschreibung der verschiedenen Faktoren, die die Blitzstromverteilung und damit einhergehend die Belastung der Blitzstrom-Ableiter (Typ 1 SPDs) in der Niederspannungsinstallation bestimmen. Es wird gezeigt, wie Computerberechnungen dazu beitragen, die Stromaufteilung in besonderen Installationen genauer abschätzen zu können. Das neue Beiblatt 1 bestätigt, dass entsprechend dimensionierte Typ 1 Überspannungsschutzgeräte, geprüft mit der Wellenform 10/350, die Niederspannungsinstallation bei unterschiedlichsten Anwendungen und Blitzbedrohungsszenarien, auch bei direkten Blitzeinschlägen sicher schützen.

Die VDE-Normen VDE 0185-305 Teile 1 bis 4 sind anwendbar für das Planen, Errichten, Prüfen und Warten von Blitzschutzsystemen für bauliche Anlagen, deren Installationen, ihre Inhalte und die sich darin befindlichen Personen.