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9.30
Blitz- und Überspannungsschutz für Photovoltaik- Freiland-Kraftwerke
Mit jährlich etlichen Gigawatt neu installierter Leistung entwickeln sich Photovoltaik-Freiland-Kraftwerke in vielen Ländern zu einem relevanten Teil der modernen Energieversorgung. Großkraftwerke mit 100 MW und mehr werden mittlerweile realisiert. Sie sind direkt an die Mittel- und Hochspannungsebene angebunden. Photovoltaik, als fester Bestandteil der Versorgung, hat damit auch Bedingungen zum stabilen Netzbetrieb zu erfüllen. Etwaige Produktionsausfälle werden zudem durch die Ertragsüberwachung aufgezeichnet und belasten die jährliche Performance Ratio der Anlage. Folglich machen das Investitionsvolumen und die geforderte 20-jährige Mindestlebensdauer es notwendig, das Schadensrisiko durch Blitzschlag zu bewerten und Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Blitzrisiko für bauliche Einrichtungen wie PV-Kraftwerke
Es besteht ein Zusammenhang zwischen Sonneneinstrahlung, Luftfeuchte und Häufigkeit von Blitzentladungen. Regionen mit hoher Sonnenintensität und hoher Luftfeuchte sehen sich einem unmittelbar höheren Blitzrisiko ausgesetzt. Die regionale Blitzhäufigkeit (Einschläge pro Quadratkilometer / Jahr) sowie die Lage und Größe des PV-Kraftwerkes sind Grundlage zur Wahrscheinlichkeitsberechnung von Blitzeinschlägen in die Anlage. PV-Anlagen sind über Jahrzehnte dem lokalen Witterungseinfluss von Gewittern ausgesetzt.
Notwendigkeit des Blitz- und Überspannungsschutzes
Schäden in PV-Systemen entstehen sowohl durch die zerstörerische Wirkung des direkten Einschlags als auch infolge von induktiv oder kapazitiv eingekoppelter Spannungen aus dem elektromagnetischen Blitzfeld. Weiterhin können Spannungsspitzen aus Schalthandlungen des vorgelagerten Wechselstromnetzes Schäden verursachen. Defekte können an PV-Modulen, Wechselrichtern, Ladereglern und deren Überwachungs- und Kommunikationssystemen auftreten. Der wirtschaftliche Schaden schlägt neben den Wiederbeschaffungs- und Reparaturkosten auch im Ertragsverlust zu Buche und gipfelt in den Kosten zum Abruf von Reserve-Kraftwerksleistung. Blitzimpulsbelastungen führen auch zu einer vorzeitigen Alterung von Bypass-Dioden, LeistungshalbIeitern und den Ein- und Ausgangsbeschaltungen der Datensysteme, was wiederum einen erhöhten Reparaturaufwand für die Folgezeit bedeutet.
Zudem werden von Netzbetreibern Anforderungen an die Verfügbarkeit der erzeugten Energie gestellt. Diese werden beispielsweise in Deutschland durch das neue Energiewirtschaftsgesetz gestützt (Grid Codes). Vermehrt werden diese Punkte auch von Seiten der Finanzierung und Versicherung betrachtet. Dabei werden in den sogenannten Due Diligence Prüfungen zur Finanzierung auch Blitzschutzmaßnahmen herangezogen. Nach DIN VDE 0100-712 (VDE 0100-712) muss die Entscheidung zur Verwendung von Überspannungs-Schutzeinrichtungen nach DIN EN 62305-3 Beiblatt 5 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 5) erfolgen. Anhang D aus Beiblatt 5 der DIN EN 62305-3 enthält neben den Angaben zum Mindestableitvermögen von SPDs auch Informationen zur Ausführung der Erdungsanlage bei PV-Freiflächenanlagen. Üblicherweise entspricht ein Blitzschutzsystem, welches für Schutzklasse III ausgelegt ist, den Anforderungen für PV-Stromversorgungssysteme.
Das Schadensrisiko durch Blitzeinschlag ist anhand der DIN EN 62305-2 (VDE 0185-305-2) zu ermitteln und die daraus resultierenden Ergebnisse bei der Planung zu berücksichtigen. DEHN bietet dafür die Software DEHNsupport an. Die hier vorgegebene Risikoanalyse stellt sicher, dass ein für alle Beteiligten nachvollziehbares Blitzschutz-Konzept erstellt wurde, das technisch und wirtschaftlich optimiert ist und bei überschaubarem Aufwand den notwendigen Schutz bieten kann.
Maßnahmen zum Schutz von PV-Kraftwerken gegen Blitzeinwirkungen
Für einen wirksamen Schutz ist ein Blitzschutzsystem notwendig, dessen Elemente aufeinander abgestimmt sind. Beginnend mit Fangeinrichtung, Erdungsanlage, Blitzschutz-Potentialausgleich bis hin zu Überspannungsschutzgeräten für die Energie- und Datenseite.
Fangeinrichtung und Ableitungen
Zum Schutz gegen direkte Blitzeinschläge in die elektrischen Systeme eines PV-Kraftwerkes ist es notwendig, diese im Schutzbereich von Fangeinrichtungen anzuordnen. Bei der Planung wird nach DIN EN 62305-3 Beiblatt 5 (VDE 0185-305-3 Beiblatt 5) üblicherweise die Schutzklasse III zugrunde gelegt. Entsprechend dieser Schutzklasse kann mittels Blitzkugelverfahren (Bild 9.30.1) aus der DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) die Anzahl der Fangstangen ermittelt werden.
Bild 9.30.1
Ermittlung des Schutzraumes mittels Blitzkugelverfahren vs. Schutzwinkelverfahren
Sie bilden über Modultische, Betriebsräume und Verkabelung einen Schutzraum aus. In Bezug auf die induktive Einkopplung von Störungen empfiehlt es sich, an Modultischen angebrachte Generatoranschlusskästen und dezentrale Wechselrichter möglichst entfernt von Fangeinrichtungen zu montieren. Die hohen Masten, auf welchen Videoüberwachungssysteme montiert werden, wirken ebenfalls als Fangeinrichtungen. Das Kamerasystem selbst ist wiederum so zu montieren, dass es sich im Schutzraum des Masts befindet.
Alle Ableitungen dieser Fangeinrichtungen sind mit den Anschlussfahnen der Erdungsanlage zu verbinden. Aufgrund der Korrosionsgefahr an der Austrittsstelle der Anschlussfahnen aus dem Erdreich oder Beton sind diese korrosionsbeständig auszuführen (nichtrostender Stahl V4A, z. B. Werkst.-Nr. 1.4571). Bei Verwendung von Anschlussfahnen aus verzinktem Stahl sind diese mit entsprechenden Maßnahmen zu schützen, z. B. Densobinde oder Schrumpfschlauch. Zur mechanischen Befestigung können die Fangeinrichtungen oftmals mit den Modultischen verbunden werden. Hierfür eignen sich beispielsweise gewinkelte Fangspitzen (Bild 9.30.2).
Bild 9.30.2
Blitzschutz mit DEHNiso-Befestigungshalter
Erdungsanlage
Die Erdungsanlage (Bild 9.30.3) ist die Basis für die wirkungsvolle Umsetzung von Blitz- und Überspannungsschutzmaßnahmen in PV-Kraftwerken. Entsprechend Anhang D aus Beiblatt 5 der DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) ist ein Erdungswiderstand RA von kleiner 10 Ω für die Erdungsanlage empfohlen. 10 mm Edelstahldraht in Form einer Masche (20 m x 20 m bis 40 m x 40 m) ausgeführt und unter Frosttiefe verlegt, ist entsprechend langzeitbeständig und hat sich in der Praxis bewährt.
Bild 9.30.3
Erdungsanlage entsprechend DIN EN 62305-3
Die metallenen Modultische können als Teil der Masche genutzt werden, wenn diese den Anforderungen der DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) entsprechen. Im Beiblatt 5 dieser Norm wird empfohlen, beim Einsatz von metallenen Tragtischen diese untereinander zu verbinden. Die Masche wird häufig entsprechend der bestehenden Kabelgräben verlegt. Es ist dabei jedoch eine geschlossene Masche anzustreben. Speziell für die Erdungsanlagen der Betriebsgebäude sind die dafür gültigen Normen DIN EN 61936-1 und DIN EN 50522 (VDE 0101-1 und 2) zu berücksichtigen. Die Erdungsanlagen der PV-Generatoren und der Betriebsgebäude sind miteinander mittels Flachband 30 mm x 3,5 mm oder Runddraht Ø 10 mm (Werkstoffe NIRO (V4A), z. B. Werkstoff-Nr. 1.4571, oder Kupfer oder Stahl verzinkt) zu verbinden.
Der Zusammenschluss der einzelnen Erdungsanlagen verkleinert den Gesamterdungswiderstand. Durch die Vermaschung der Erdungsanlagen entsteht eine Äquipotentialfläche, die die Spannungsbeanspruchung der elektrischen Verbindungsleitungen bei Blitzbeeinflussung zwischen PV-Modulfeld und Betriebsgebäude deutlich reduziert. Um den Erdungswiderstand während der vielen Betriebsjahre dauerhaft stabil zu halten, sind Einflüsse von Korrosion, Bodenfeuchte und Frost zu beachten. Für die wirksame Erderlänge sind nur die Bereiche unterhalb der Frosttiefe heranzuziehen. Die Maschen sind mit entsprechenden blitzstromgeprüften Verbindungsbauteilen untereinander zu verbinden.
Die metallenen Traggestelle, auf denen die PV-Module befestigt sind, sind untereinander und mit der Erdungsanlage zu verbinden. Gestellkonstruktionen in Ramm- oder Schraubfundamenttechnik können als Erder verwendet werden (Bild 9.30.4), sofern deren Material und deren Wandstärke die Angaben aus der Tabelle 7 der DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) erfüllen. Die geforderte Mindestlänge von 2,5 m im Bereich unterhalb der Frosttiefe kann bei blitzstromfest verbundenen Einzelelementen addiert werden. Diese Fundamente sind untereinander blitzstromtragfähig zu verbinden, beispielsweise mit 8 mm Edelstahldraht (z. B. Werkstoff-Nr. 1.4571) und der UNI-Falzklemme (Bild 9.30.5).
Bild 9.30.4
Ramm- und Schraubfundament mit blitzstromtragfähiger Verbindung von Fangeinrichtung und Erdungsanlage Bild 9.30.5
UNI-Falzklemme
Blitzschutz-Potentialausgleich
Der Blitzschutz-Potentialausgleich ist die direkte blitzstromtragfähige Verbindung aller metallenen Systeme. Befinden sich die Module, die gesamte Verkabelung sowie das Betriebsgebäude nebst Wetterstation im Schutzbereich des äußeren Blitzschutzes, so sind keine direkten Blitzströme auf den Leitungen zu erwarten. Erfolgt der Netzanschluss zum Verteilnetzbetreiber (VNB) auf der Niederspannungsebene, dann wird diese „Übergabe“ über Blitzstrom-Ableiter SPD Typ 1 (z. B. DEHNventil) mit der Haupterdungsschiene (HES) verbunden, da hier ein Teil des Blitzstromes fließt. Gleiches gilt auch für die ankommenden Telekommunikationskabel. Hier sind z. B. ein Typ 1-Ableiter wie BLITZDUCTOR oder DEHNbox (Bild 9.30.6) einzusetzen.
Bild 9.30.6
Blitzschutzkonzept für ein PV-Kraftwerk mit Zentralwechselrichter
Solargenerator und Einrichtungen des äußeren Blitzschutzes
Die Fangeinrichtungen des äußeren Blitzschutzsystems sind notwendig. Ein unkontrollierter Einschlag in das PV-System würde das Fließen von Blitzströmen in der elektrischen Anlage zur Folge haben und zu schweren Schäden innerhalb des Systems führen. Bei der Errichtung des äußeren Blitzschutzes ist darauf zu achten, dass relevante Schattenbildung auf die Solarzellen, z. B. durch Fangstangen, vermieden wird. Diffuser Schatten, wie er sich durch weit entfernte Stangen oder Leitungen bildet, ist dabei anlagen- und ertragstechnisch unbedeutend. Kernschatten hingegen bewirkt eine unnötige Belastung der Zellen als auch der zugehörigen Bypass-Dioden. Der notwendige Abstand ist ebenfalls berechenbar. Er steht im festen Verhältnis zum Durchmesser der Fangstange. Der Kernschatten beispielsweise einer Fangstange mit 10 mm Durchmesser hat sich nach 1,08 m in einen diffusen Schatten zerstreut. Das Beiblatt 5 von DIN EN 62305-3 im Anhang A widmet sich der Berechnung des Kernschattens.
Leitungsführung innerhalb von PV-Installationen
Bei der gesamten Leitungsverlegung ist darauf zu achten, dass eine flächige Ausbildung von Leiterschleifen vermieden wird. Dies gilt innerhalb der einpoligen seriellen Verschaltungen der DC-Stromkreise (String), als auch bei mehreren Strings untereinander. Ebenso ist zu vermeiden, dass Daten- oder Sensorleitungen quer über mehrere Strings hinwegführen und zusammen mit den Stringleitungen großflächige Leiterschleifen ausbilden. Die Leitungen für Energie (DC und AC), Daten und Potentialausgleich sind möglichst gemeinsam zu führen.
Überspannungs-Schutzmaßnahmen für PV-Kraftwerke
Für den Schutz der elektrischen Systeme innerhalb von PV-Kraftwerken sind Überspannungsschutzgeräte (SPD – Surge Protective Device) (Bild 9.30.6) zu verwenden. Bei einem Einschlag in den äußeren Blitzschutz einer Freiflächenanlage werden zum einen hohe Spannungsimpulse in sämtliche elektrische Leiter induziert, zum anderen kommt es zu Blitzteilströmen innerhalb der Park-Verkabelung (DC-, AC- und Datenverkabelung), deren Höhe u. a. von der Ausführung des Erdungssystems, dem spezifischen Erdungswiderstand vor Ort und der Ausführung der Verkabelung beeinflusst wird.
Anlagenkonzepte mit Zentralwechselrichter-Technologie (Bild 9.30.6) bringen im Feld ausgedehnte Gleichstrom-Verkabelungen mit sich. Anhang D des Beiblatts 5 der DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) benennt für spannungsbegrenzende TYP 1 DC-SPDs ein Mindestableitvermögen Itotal von 10 kA (10/350 µs). Es sind SPDs zu verwenden, die eine maximale Kurzschlussfestigkeit ISCPV aufweisen, welche mit der Herstellerprüfnorm EN 50539-11 ermittelt wird und vom Hersteller auszuweisen ist. Dies gilt auch in Bezug auf eventuelle Rückströme.
In PV-Systemen mit Zentralwechselrichtern dienen Sicherungen dem Schutz vor Rückstrom. Der maximal verfügbare Strom hängt von der aktuellen Einstrahlung ab. In bestimmten Betriebszuständen sprechen Rückstromsicherungen erst nach einigen Minuten an (Bild 9.30.7). Überspannungsschutzgeräte in Generatoranschlusskästen müssen deshalb für den möglichen Gesamtstrom – bestehend aus Betriebsstrom und Rückstrom – ausgelegt sein und bei Überlast selbstständig abtrennen, ohne dabei Lichtbögen auszubilden (ISCPV > Imax des PV-Systems).
Bild 9.30.7
PV-System mit Imax von 1000 A: tageszeitabhängiger prospektiver Kurzschlussstrom am PV-Ableiter
Spezielle Schutzgeräte für die Gleichspannungsseite von Photovoltaik-Systemen
Die typischen U/I Kennlinien photovoltaischer Stromquellen unterscheiden sich deutlich von konventionellen Gleichstromquellen. Sie haben eine nichtlineare Charakteristik (Bild 9.30.8) und unterscheiden sich besonders im Verhalten von Gleichstromlichtbögen erheblich.
Bild 9.30.8
Quellenkennlinie einer konventionellen DC-Quelle vs. der eines PV-Generators; beim Schalten von PV-Quellen wird der Bereich der Lichtbogenbrennspannung durchlaufen
Diese Eigenschaft wirkt sich nicht nur auf die Bauform und Größe von PV-DC-Schaltern und PV-Sicherungen aus, sie erfordert auch für die eingesetzten Überspannungsschutzgeräte (SPD) eine darauf abgestimmte Konstruktion. Diese muss in der Lage sein, die PV-DC-Folgeströme zu beherrschen. Der sichere Betrieb, auch für den Überlastfall von Überspannungsschutzgeräten auf der Gleichstromseite, wird in DIN EN 62305-3 Beiblatt 5 sowie in der DIN CLC/TS 50539-12 (VDE V 0675-39-12) gefordert.
Das Beiblatt 5 der DIN EN 62305-3 enthält eine exakte Abschätzung der Blitzstromverteilung durch Computersimulationen, wie dies in DIN EN 62305-4 Beiblatt 1 beschrieben ist. Zur Berechnung der Blitzstromaufteilung müssen die Ableitungen des Blitzschutzsystems, die mögliche Erdungsverbindung des Modulfelds und die Gleichstromleitungen berücksichtigt werden. Es wird gezeigt, dass die Höhe und Amplitude der Blitzteilströme, die über die SPDs in die DC-Leitungen geführt werden, nicht nur von der Anzahl der Ableitungen abhängt, sondern auch durch die Impedanz der SPDs beeinflusst wird. Diese SPD-Impedanz ist wiederum abhängig von der Bemessungsspannung der SPDs, der SPD-Topologie und des SPD-Typs (spannungsschaltend oder spannungsbegrenzend).
Charakteristisch für die Blitzteilströme durch SPDs auf der DC-Seite der PV-Anlage ist eine Verkürzung der Impulsform. Bei der Auswahl geeigneter SPDs müssen sowohl der maximal auftretende Stoßstrom als auch die Impulsladung berücksichtigt werden. Beispielhaft werden in Beiblatt 1 der DIN EN 62305-4 diese Zusammenhänge erläutert.
Um für den Anwender die Ableiterauswahl zu vereinfachen, kann die notwendige Blitzstoßstromtragfähigkeit Iimp der Typ 1 SPDs nach Tabelle 9.30.1 ausgewählt werden.
Blitzschutzklasse und maximaler Blitzstrom (10/350 µs)
Werte für spannungsbegrenzende oder kombinierte (Reihenschaltung) SPDs Typ 1
I10/350
I8/20
Pro Schutzpfad [kA]
Itotal [kA]
Pro Schutzpfad [kA]
Itotal [kA]
III und IV
100 kA
5
10
15
30
Tabelle 9.30.1
Mindestableitvermögen von spannungsbegrenzenden oder kombinierten SPDs Typ 1 für eine PV-Freiflächenanlage bei LPL III; entsprechend Beiblatt 5 der DIN EN 62305-3 (Tabelle D.1)
Es werden die maximal auftretenden Stoßströme berücksichtigt sowie die Blitzteilströme der Wellenform 10/350 µs, damit die SPDs die Impulsladung der Blitzströme ableiten können. Der Kombi-Ableiter DEHNcombo YPV (FM) erfüllt mit seiner bewährten fehlerresistenten Y-Schutzbeschaltung die vorgenannten Anforderungen (Bild 9.30.9).
Bild 9.30.9
DEHNcombo YPV – kombinierter Überspannungs-Ableiter Typ 1 + Typ 2 mit fehlerresistenter Y-Schaltung
PV-Generatoren mit Systemleistungen bis 10000 A können vorsicherungsfrei mit DEHNcombo YPV … (FM) am Wechselrichter wie auch im Generatoranschlusskasten (GAK) geschützt werden (Bild 9.30.10). DEHNcombo YPV ist erhältlich für Systemspannungen ≤ 1200V und ≤ 1500V. Kommt String-Monitoring zum Einsatz, so lassen sich die potentialfreien Fernmeldekontakte zur Zustandsüberwachung der SPDs in diese Überwachungssysteme einbinden.
Bild 9.30.10
Überspannungsschutz in Monitoring-GAK
PV-Kraftwerke mit dezentralen Stringwechselrichtern
Sind PV-Kraftwerke mit dezentralen String-Wechselrichtern konzipiert, verlagert sich ein großer Anteil der Leistungsverkabelung von der DC- auf die AC-Seite. Die Wechselrichter werden im Feld unter den Modultischen der jeweiligen Solargeneratoren montiert. Durch die Nähe zu den Modulen übernimmt der Wechselrichter auch typische Funktionen von GAKs. Im Beiblatt 5 wird erläutert, dass abhängig von der energietechnischen Verkabelung (String- oder als Zentralwechselrichter) die Blitzstromverteilung beeinflusst wird. Ergänzend zum Beiblatt 5 zeigt Bild 9.30.11 die beispielhafte Darstellung der Blitzstromverteilung bei Stringwechselrichtern.
Bild 9.30.11
Blitzstromverteilung bei PV-Freiflächenanlage mit Stringwechselrichter
Auch bei Stringwechselrichtern wirkt die energietechnische Verkabelung als Potentialausgleichsleiter zwischen dem „lokalen“ Erdpotential des Modulfelds, in dem der Blitzeinschlag erfolgte, und der „fernen“ Äquipotentialfläche des Einspeisetransformators. Der Unterschied zur Anlage mit Zentralwechselrichter liegt nur darin, dass bei Anlagen mit Stringwechselrichtern die Blitzteilströme auf den AC-Leitungen fließen. Dementsprechend sind Typ 1 SPDs auf der AC-Seite der Stringwechselrichter und der Niederspannungsseite des Einspeisetransformators zu installieren.
Das Mindestableitvermögen von Typ 1 SPDs ist, abhängig von der SPD-Technologie, in Tabelle 9.30.1 aufgeführt. Auf der DC-Seite der Stringwechselrichter sind Typ 2 SPDs wie z. B. DEHNguard M YPV 1500 FM ausreichend. Dieser Ableiter ist in 2 Varianten für Systemspannungen ≤ 1170 V und ≤ 1500 V erhältlich.Die Stringwechselrichter und das damit verbundene Modulfeld bilden bei entsprechend nach Beiblatt 5 ausgeführtem Erdungssystem eine lokale Äquipotentialfläche, sodass auf der DC-Verkabelung keine Blitzströme zu erwarten sind, sondern die Ableiter im Wesentlichen induzierte Störimpulse begrenzen. Sie übernehmen damit auch den Überspannungsschutz der Module in räumlicher Nähe. In sogenannten AC-Sammelverteilern werden mehrere Wechselstrom-Ausgänge dieser Outdoor-Wechselrichter zusammengefasst und zwischengesichert.
Werden dort Überspannungsschutzgeräte vom Typ 1, beispielsweise DEHNshield … 255 (FM), eingesetzt, schützen diese alle Wechselrichterausgänge in einer Entfernung bis zu 10 m (leitungsgebunden). Die weitere AC-Feldverkabelung wird im Betriebsgebäude zusammengeführt. Der leistungsfähige Typ 1 + Typ 2 Kombi-Ableiter DEHNventil schützt an diesem Knotenpunkt die geforderten elektrischen Ausrüstungen für den Netzübergabepunkt. Weitere Betriebseinrichtungen wie NA-Schutz, Alarmzentrale oder Web-Server, die weniger als 10 m (leitungsgebunden) von diesem SPD entfernt sind, werden bezüglich ihrer Netzversorgung ebenfalls geschützt (Bild 9.30.12).
Bild 9.30.12
Blitzschutzkonzept für ein PV-Kraftwerk mit Stringwechselrichtern
Überspannungs-Schutzmaßnahmen für informationstechnische Systeme
In Betriebsgebäuden werden die Dateninformationen aus dem Feld, der Fernwartung des Anlagenbetreibers sowie der Leistungsmessung und Steuerung durch den Netzbetreiber zusammengeführt. Damit das Servicepersonal per Ferndiagnose Störungsursachen ermitteln und gezielt vor Ort beheben kann, ist ein verlässlicher Datentransfer jederzeit sicherzustellen. String- und Wechselrichterüberwachung, Wetterdatenerfassung, Diebstahlschutz als auch die externe Kommunikation basieren auf unterschiedlichsten physikalischen Schnittstellen.
Wind- und Strahlungssensoren mit analoger Signalübertragung können mit der DEHNbox DBX geschützt werden. Durch die actiVsense-Technologie ist DEHNbox DBX für Signalspannung bis 180 V einsetzbar und passt den Schutzpegel automatisch an. Wird bei der Kommunikation zwischen den Wechselrichtern eine RS 485 Schnittstelle verwendet, ist der BLITZDUCTOR XT ideal. Für Kamerasysteme mit koaxialer Bildübertragung, wie sie für Diebstahl-Schutzanlagen Verwendung finden, kommt DEHNgate BNC VC zum Einsatz. Stehen Substationen großer PV-Kraftwerke über Ethernet untereinander in Verbindung, eignet sich als Schutzgerät DEHNpatch M CAT6, das auch für PoE (Power over Ethernet) Anwendungen eingesetzt werden kann. Egal ob ISDN oder ADSL – die Geräte zur Verbindung mit der Außenwelt werden auch über die Datenleitung mit den erforderlichen Schutzgeräten geschützt.
Anlagenüberwachung auf Stringebene: Bei Kraftwerken mit Zentralwechselrichtern sind im Feld GAKs mit zusätzlicher Messsensorik installiert. Wird die Anlage mit Stringwechselrichtern realisiert (Bild 9.30.12), übernimmt deren integrierte Stringüberwachung diese Aufgabe. In beiden Fällen werden die Messwerte aus dem Feld über Datenschnittstellen übertragen.
Die Datenleitungen werden, vom Betriebsraum aus, zusammen mit den Energiekabeln (AC oder DC) verlegt. Aufgrund der begrenzten Leitungslängen von Feldbussystemen werden die Datenkabel dann auch einzeln quer zu den Modultischen geführt. Bei einem direkten Einschlag übertragen diese „Querverbindungen“ dann auch Blitzteilströme. Diese können die Eingangsbeschaltungen beschädigen sowie Überschläge zur Leistungsverkabelung zur Folge haben. Im Zusammenspiel von Leistungskabeln, metallenen Modultischreihen und Datenleitungen werden darüber hinaus auch großflächige Induktionsschleifen ausgebildet (Bild 9.30.13).
Bild 9.30.13
Prinzipdarstellung Induktionsschleifen bei PV-Kraftwerk
Dies ist ein ideales Umfeld für transiente Überspannungen infolge von Blitzentladungen, die in diese Leitungen eingekoppelt werden können. Derartige Spannungsspitzen sind in der Lage, die Isolations- / Impulsfestigkeit dieser Systeme zu überschreiten. Überspannungsschäden sind die Folge. In diesen Monitoring-GAKs, beziehungsweise in den dezentralen Stringwechselrichtern, sind deshalb auch SPDs für die Datenübertragung einzusetzen. Kabelschirme müssen normgerecht an allen Anschlusspunkten angeschlossen werden (DIN EN 50174-2 (VDE 0800-174-2) Abs. 5.3.6.3). Um Funktionsstörungen wie Rippel und vagabundierende Ströme zu unterbinden, kann dies auch über eine indirekte Schirmerdung erfolgen. Beispielsweise kann hier der BLITZDUCTOR XT, zusammen mit der EMV Federklemme SAK BXT LR, zur indirekten Schirmerdung eingesetzt werden.
Ein durchgängiger Blitz- und Überspannungsschutz aller Systeme ist in der Lage, die Performance Ratio dieser Kraftwerke deutlich anzuheben. Der Service- und Wartungsaufwand reduziert sich ebenso wie die Reparatur- und Ersatzteilkosten. Die gesamte Wertigkeit des PV-Kraftwerks wird dementsprechend angehoben.