Kirchen als Gebäude mit hohem kulturellen Wert wie auch als Stätten mit größeren Menschenansammlungen sind mit dauerhaft wirksamen Blitzschutzanlagen auszustatten. In der Blitzschutznorm DIN EN 62305-3, Beiblatt 2 werden diese im Abschnitt 18 behandelt.
Ein in der Praxis oft anzutreffender Ausstattungsumfang ist im Bild 9.42.1 dargestellt. Das Beschaltungsdetail der Steuerleitung Glockensteuerung zeigt Bild 9.42.2.

Bild 9.42.1 Prinzip des äußeren und inneren Blitzschutzes einer Kirche mit angebautem Kirchturm
Bild 9.42.2 Beispiel für Überspannungsschutz der Glockensteuerung (Ableiterkombination 4 in Bild 9.42.1)


Die Einhaltung des Trennungsabstands s zwischen den Ableitungen bzw. blitzstrombehafteten leitfähigen Teilen und den im Kirchturm verlegten Leitungen schließt zwar die Überschlaggefahr aus, nicht jedoch die elektromagnetische Kopplung. Zu deren Minimierung sind folgende Maßnahmen möglich:

  • kurze Leitungslängen
  • keine / geringe Schleifenbildung.

Sofern dies nicht möglich ist, wird der Einsatz von Überspannungsschutzgeräten erforderlich.

Blitzschutz-Potentialausgleich

Eine Blitzschutzanlage erfordert den Blitzschutz-Potentialausgleich und diesen sowohl für metallische Systeme wie auch für alle aus dem Erdreich eingeführten Kabel. Bei Kirchen betrifft dies immer die Niederspannungsversorgung und eventuell weitere Kabel (z. B. Wegebeleuchtung).

Überspannungsschutz

Die im Glockenturm und im Kirchenschiff verlegten Leitungen sind oft lang und / oder zeigen Schleifenbildungen. Vorrangig betrifft dies die Leitungen der elektrischen Kirchturmuhr wie auch die der Glockensteuerung. Beide Systeme werden heutzutage über das DCF77-Signal zeitsynchronisiert.
Sofern die Liedanzeige nicht durch Funktechnik gesteuert wird, ist hier ebenfalls mit einer erhöhten elektromagnetischen Kopplung zu rechnen.
Neben den vorgenannten Anlagentechniken lässt sich die Liste der betroffenen Systeme um die Rohrheizung, die Orgel und die Beschallungsanlage erweitern.

Klima- und Lüftungstechnik

Klima- und Lüftungstechnik sind seit jeher ein Hauptelement der Gebäudetechnik. Doch aufgrund der wachsenden Modernisierung von Gebäuden spielt das Thema auch in Kirchen eine immer wichtigere Rolle. Der Ausfall einzelner Komponenten durch Blitzeinschläge oder Überspannungen kann weitreichende Folgen haben und das gesamte Gebäude zum Stillstand bringen.

Mit der richtigen Lüftungs- und Klimatechnik ist einerseits die Luftqualität gesichert und gleichzeitig ein steigendes Wohlbefinden für Menschen in geschlossenen Räumen geschaffen. Moderne Klima- und Lüftungssysteme werden zudem immer intelligenter. Sie basieren auf vielen vernetzten, technischen Komponenten: Gebäudemanagement, Kommunikations-, Steuerungs- und Sicherheitssysteme, um nur einige zu nennen. In Zeiten von Smart Building kommt vernetzten Systemen eine immer größere Bedeutung zu. Aus diesen Gründen sind Maßnahmen zum Blitz- und Überspannungsschutz unverzichtbar, um die uneingeschränkte Funktionalität von diesen Systemen sicherzustellen.

Überwachungskamera

Im Bereich der Sicherheitstechnik und speziell im Bereich Videosicherheitssysteme werden Daten häufig mittels Ethernet übertragen. Da sich die Systeme innerhalb und außerhalb des Gebäudes befinden, werden hierfür Indoor- aber auch Outdoor-Varianten für den sicheren Schutz von zum Beispiel Power Over Ethernet und ähnlichen Anwendungen in strukturierten Verkabelungen benötigt.
Videosicherheits- und Kamerasysteme dienen der Überwachung von Bereichen, Gebäuden und Plätzen, um z.B. kriminelle Handlungen aufzuzeichnen.
Sie sind durch ihren Einsatz im Freien Überspannungen oft schutzlos ausgeliefert. Aber auch im Inneren des Gebäudes, wo es um die schnelle und sichere Übertragung von Daten und Informationen geht, müssen die Komponenten gegen atmosphärische Entladungen und Überspannungen geschützt werden. Mit dem gezielten Blitz- und Überspannungsschutz von Videosicherheitssystemen (VSS) kann eine deutliche Erhöhung der Verfügbarkeit dieser Systeme erreicht werden.