Die Steilheit des Blitzstromanstieges ∆i/∆t, die während des Intervalls ∆t wirksam ist, bestimmt die Höhe der elektromagnetisch induzierten Spannungen. Diese Spannungen werden in alle offenen oder geschlossenen Leiterschleifen induziert, die sich in der Umgebung von blitzstromdurchflossenen Leitern befinden. Bild 2.3.1 zeigt mögliche Konfigurationen von Leiterschleifen, in die Spannungen durch Blitzströme induziert werden können.

Bild 2.3.1 Induzierte Rechteckspannung in Schleifen durch die Stromsteilheit ∆i/∆t des Blitzstromes

Die während des Intervalls Δt induzierte Rechteckspannung U in einer Leiterschleife ist:

MGegeninduktivität der Schleife
∆i/∆t Steilheit des Blitzstromanstiegs

Wie bereits beschrieben, setzen sich Blitzentladungen aus einer Anzahl von Teilblitzen zusammen. Hinsichtlich der zeitlichen Lage wird zwischen Erst- und Folgestoßströmen innerhalb einer Blitzentladung unterschieden. Der Hauptunterschied zwischen beiden Arten von Stoßströmen besteht darin, dass aufgrund des notwendigen Aufbaus des Blitzkanals beim Erstblitz eine geringere Steilheit des Blitzstromanstiegs zu verzeichnen ist als beim Folgeblitz, der einen bereits vollständig leitfähigen Blitzkanal vorfindet. Zur Abschätzung der höchsten induzierten Spannung in Leiterschleifen wird deshalb die Steilheit des Blitzstromanstieges des Folgeblitzes verwendet. Ein Beispiel zur Abschätzung der induzierten Spannung in eine Leiterschleife ist in Bild 2.3.2 dargestellt.

Bild 2.3.2 Berechnungsbeispiel für induzierte Rechteckspannungen in quadratischen Schleifen