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Nutzen Sie unser E-Learning-Angebot, wenn Sie noch mehr zum Thema Blitz- und Überspannungsschutz wissen wollen.
9.39
Blitz- und Überspannungsschutz für Golfanlagen
Golfplätze sind Anlagen mit ausgedehnter und umfangreicher Infrastruktur. Sie bestehen in der Regel aus einem Clubhaus, einer Caddy-/Trolley-Halle (oft mit integrierter Driving Range), Umkleide- und Sozialhütten, Schutzhütten und Cart-Abstellplätzen/-Halle (mit Ladestationen). Eine großflächige Bewässerungsanlage stellt die Rasenqualität sicher.
Golfplätze sind oft so weit von bestehenden Niederspannungsnetzen entfernt, dass der Verteilungsnetzbetreiber (VNB) eine Mittelspannungsversorgung (Kompaktstation) vorsieht. Der Schutz vor transienten Überspannungen (resultierend aus indirekten Blitzeinwirkungen oder Schalthandlungen aus dem elektrischen Versorgungsnetz) wird durch den Einsatz von Überspannungs-Ableitern (Typ 2-Ableiter, z. B. DEHNguard) erreicht. Dies erhöht die Sicherheit und die Verfügbarkeit der Anlagen. Normative Hinweise hierzu finden sich in der DIN EN 62305-4, DIN VDE 0100-443 sowie in DIN EN 50174-2.
Schutzhütten
Schutzhütten, z. B. auf Golfplätzen, müssen nicht nur Schutz vor Sturm und Regen bieten, sondern auch vor den Auswirkungen von Blitzen. Ein äußerer Blitzschutz, kombiniert mit Maßnahmen zur Verringerung unzulässig hoher Schritt- und Berührungsspannungen im Zugangsbereich und im Hütteninneren, ist hier ebenfalls notwendig, um mögliche Gefahren bei Blitzeinschlag zu vermeiden (Bild 9.39.1).
Bild 9.39.1
Schutz vor Schritt- und Berührungsspannung für eine Schutzhütte mit einem Eingang und definierter Zugangsrichtung
Das Clubhaus
Wird die elektrische Versorgungsleitung in das Clubhaus eingespeist, so befindet sich oft im Untergeschoss die Niederspannungs-Hauptverteilung (NSHV). Diese NSHV versorgt wiederum die einzelnen Unterverteilungen (Restaurants, Sozialräume, Büros, Shops und weitere abgesetzte Gebäude). Unabhängig davon, ob ein äußerer Blitzschutz vorhanden ist, wird in der NSHV ein Kombi-Ableiter Typ 1 eingesetzt, da eine mögliche Gefährdung durch Blitzströme über die Versorgungsleitung ausgeschlossen werden soll (Bild 9.39.2). In den Unterverteilungen werden Überspannungs-Ableiter des Typs 2 eingesetzt.
Bild 9.39.2
Überspannungsschutz der niederspannungs- und informationstechnischen Versorgung eines Clubhauses
Auch die Telefon- / Datenanbindung endet üblicherweise im Technikraum des Clubhauses. Im einfachsten Fall ist dies eine Leitung für Telefon und Daten- / Internetzugang. Für diese wird zudem nahe am Gebäudeeintritt ein Kombi-Ableiter Typ 1 für die Informationstechnik eingesetzt.
Die Bürokommunikation, die RFID-Systeme für die Ballausgabe, Zugangsberechtigungen und Cart-Freigaben sind wichtige Funktionen. Deshalb sollte die Netzwerkkarte durch einen Überspannungs-Ableiter für den LAN-Anschluss und die Versorgungsspannung durch einen Überspannungs-Ableiter Typ 3 geschützt werden. Nicht zu vergessen ist die Schutzbeschaltung der Sende- / Empfangsantenne des RFID-Systems oder die der SAT-Antenne für den Fernseh- und Radioempfang am Gebäudeeintritt.
Caddy- / Trolley-Halle mit integrierter Driving Range
Maßnahmen zur Vermeidung unzulässig hoher Schritt- und Berührungspannungen bei Blitzeinwirkung sind häufig unumgängliche Sicherheitsmaßnahmen in Verbindung mit dem äußeren Blitzschutz. Diese sind an Eingangs- und Unterstellbereichen mit hohem Publikumsverkehr anzuwenden. Hierzu können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden.
Eine ist beispielsweise die Einhaltung eines Oberflächenwiderstandes ≥ 100 kΩ in einem eingegrenzten Schutzbereich von 3 m um die Ableitung herum (z. B. 5 cm Asphalt). Der Blitzschutz-Potentialausgleich ist für die verschiedenen Systeme nahe am Gebäudeeintritt durchzuführen und wenn nötig, sind weiterführende Überspannungs-Schutzmaßnahmen (z. B. SPD-Einsatz bei Leitungslängen > 10 m zum zu schützenden elektrischen Betriebsmittel) vorzunehmen (Bild 9.39.3). Bei den Cart-Abstellplätzen und der Cart-Halle wird bei den Schutzmaßnahmen nach dem gleichen Prinzip wie beim Clubhaus oder der Caddy- / Trolley-Halle mit Driving Range verfahren.
Bild 9.39.3
Schutz vor Überspannung, Schritt- und Berührungsspannung für die Caddy- / Trolly-Halle mit integrierter Driving Range
Bewässerungsanlage
Sie wird meistens aus einem künstlichen Teich gespeist. Die hierfür erforderlichen Pumpen befinden sich in unterirdischen Schächten und werden aus einem Technikgebäude angesteuert (Bild 9.39.4). Die Druckwasserleitung verläuft über das gesamte Golfplatzareal. Über Abzweige versorgte Beregner bewässern die einzelnen Grüns und Abschläge. Magnetventile, die sich entweder am Beregner selbst befinden oder aber in ebenerdigen Boxen montiert sind, geben den Wasserdurchfluss frei und lassen die Beregner aus ihrer ebenerdigen Lage ausfahren.
Bild 9.39.4
Druckleitung mit Abzweigen, Magnetventilen, 2-adriger Ringleitung und Decodern
Zur Aktivierung der einzelnen Beregner werden die Magnetventile von Decodern angesteuert. Über eine zweiadrige Ringleitung erfolgen die Datenübertragung und die Spannungsversorgung für die Ventile (z. B. 35 V / 1 Hz, 1,1 A). Diese zweiadrige Leitung kann teilweise über 10 km lang sein. Die Anschlussleitungen zu den Magnetventilen überschreiten jedoch eine Länge von 150 m nicht, da es sonst zu unzulässig hohen Spannungsverlusten kommen würde.
Die lange zweiadrige Ringleitung und auch die teilweise sehr langen Leitungen zu den Magnetventilen stellen hier die größte überspannungstechnische Gefährdung dar. In der Praxis werden deshalb bei der zweiadrigen Ringleitung in Abständen von ca. 150 m entsprechende Überspannungsschutzgeräte eingesetzt. Bereits während der Installation der Druckwasser- und zweiadrigen Ringleitung ist für das Erstellen von geeigneten, korrosionsfesten Erdungsanlagen (Tiefenerder oder mitverlegter Strahlenerder) zu sorgen, um die Überspannungsschutzgeräte örtlich erden zu können.
Technikgebäude
Am Eintritt in das Technikgebäude ist ein Blitzschutz-Potentialausgleich für die Druckwasserleitung, für die zweiadrige Ringleitung, die informations- und energietechnische Zuleitung und für die Pumpenleitung zu erstellen. Je nach Größe des Gebäudes können für die interne Leitungsverlegung weitere Überspannungs-Schutzmaßnahmen vor den jeweiligen Steuerungsanlagen notwendig werden (Bild 9.39.5).
Bild 9.39.5
Technikgebäude mit Elektroverteilung, Steuerschrank Beregnungsanlage, PC, Interface und Datenmanagementsystem